KZWO 4.0

Neubau spart 25 Prozent Energiekosten
Die KZWO GmbH hat sich das Ziel gesetzt, aus dem klassischen Polsterbetrieb einen hochdigitalisierten Produktionsbetrieb für Polsterelemente, Möbel und textile Ausstattung aufzubauen. Die wesentliche Aufgabe besteht in den nächsten Jahren darin, den Entwicklungs- und Herstellungsprozess der Produkte so umzubauen, dass ressourcenschonende Maschinen wie z. B. CNC-Stoff-, Holz- und Schaumstoffcutter in der Produktion zum Einsatz kommen.

Aus diesem Grund realisiert KZWO den Neubau einer Unternehmenszentrale im Industriepark Rhön in Eichenzell. Ab 2019 verbindet sich hier ein automatisierter Produktionsstandort mit einem innovativen, umweltfreundlichen Verwaltungstrakt.

CO2-Fußabdruck wird um 23 Prozent verkleinert
Bereits bei den ersten Überlegungen zum Neubau dachte Geschäftsführer Mathias Leilich an Energieeffizienz. Erdwärme und Photovoltaik sollten das Unternehmen unabhängiger machen von fossilen Energieträgern. Zudem mussten die Produktionsprozesse dringend optimiert und digitalisiert werden. Idealerweise wollte die KZWO GmbH auch Fördermittel für beide Vorhaben beantragen. Auf Anraten des RKW Hessen nahm Mathias Leilich eine PIUS-Beratung in Anspruch, die Marcus Nickel vom Energiebüro B-E-E-E übernahm. PIUS steht für Produktionsintegrierten Umweltschutz und ist ein Förderprogramm, das sowohl Beratung bezuschusst als auch Investitionsbeihilfen sowie kostengünstige Darlehen gewährt. Aus Hessen PIUS wurde zunächst die Beratung teilfinanziert. Marcus Nickel analysierte den Gesamtbetrieb und stellte fest, dass das Unternehmen mit der alten Produktion einen viel zu großen CO2-Fußabdruck verursachte – rund 3.639 Tonnen pro Jahr. Er berechnete in seinem Gutachten, welches später auch die Grundlage für die Förderanträge bildete, die möglichen Einspareffekte. Insgesamt wird die KZWO GmbH mit der Digitalisierung und dem Neubau rund 836 Tonnen CO2 beziehungsweise 23% einsparen. Den Großteil davon erzielt das Unternehmen durch die Digitalisierungsmaßnahmen in der Produktion.

Digitale Produktion senkt Verschnitt und Ausschuss um bis zu 20 Prozent
Die KZWO GmbH realisiert anspruchsvolle Innenausstattungen für Yachten, Kreuzfahrtschiffe und führende Caravan-Hersteller. Die Fuldaer Manufaktur betreibt mit heute 50 Mitarbeitern neben der Musterbauwerkstatt einen Stoff- und Schaumstoffzuschnitt, eine Näherei und eine Holzwerkstatt. Hier entstehen serienreife Endprodukte für eine anschließende Einzel- oder Großserienfertigung. Zu Beginn stellten der veraltete Maschinenpark und die antiquierten Arbeitsprozesse eine Herausforderung dar. Die Geschäftsführer veranlassten deshalb sukzessive die Digitalisierung aller Fertigungsunterlagen und Arbeitsabläufe. Den Anfang machten eine CAD-Software und eine damit vernetzte Stoffschneidemaschine. Diese Kombination senkte den Verschnitt der exklusiven Polsterstoffe um 12%. Die Digitalisierung reduziert demnächst mit neuen CNC-gesteuerten Maschinen den Ausschuss in der Holzwerkstatt um 10% und beim Schaumstoffzuschnitt sogar um über 30%. Alleine diese Maßnahmen senken die CO2-Emissionen um über 736 Tonnen pro Jahr. „Die Digitalisierung der Produktion rechnete sich schon nach kurzer Zeit“, berichtet Mathias Leilich. Durch das starke Auftragswachstum konnte er die dafür notwendigen Fachkräfte einstellen ohne den bisherigen Mitarbeitern zu kündigen. Mittlerweile sind sogar die Nähmaschinen über ein PDM (Produktdatenmanagement) vernetzt. Die Fachkräfte in der Nähwerkstatt beziehen Schnitt- und Nähpläne aus dem PDM, das gleichzeitig den Zeitaufwand erfasst. Alle Produktionsdaten fließen anschließend in das Enterprise Resource-Planning-System (ERP) ein. Auch wenn noch nicht alle Bereiche eingebunden sind, bilden CAD, PDM und ERP heute einen nahtlos digital vernetzten Workflow. Das spart Kosten, senkt den Ressourceneinsatz und gestaltet die Produktion deutlich flexibler. „Wir können wesentlich schneller auf Kundenwünsche reagieren“, erläutert Mathias Leilich. „Mussten wir früher eine Änderung aufwendig in alle Abteilungen kommunizieren, erfolgt dies heute per Mausklick über das PDM direkt in die Produktion.“ Diese allerdings platzt dank des Wachstums mittlerweile aus allen Nähten. Ein Neubau muss her, der das digitale Unternehmen mit dem dann neuen Maschinenpark auch beim Energieverbrauch zu den Top-Playern seiner Brache macht.

Neubau mit Luftwärmepumpe, Photovoltaik und E-Tankstelle
Mit dem Neubau im Industriepark Rhön in Eichenzell schafft die KZWO GmbH nun die Grundlage für das weitere Wachstum. Das Grundstück finanziert das Unternehmen über seine Hausbank. Für die Energieinvestitionen erhielt Mathias Leilich genauso wie für die neuen Produktionsanlagen Fördermittel der hessen-eigenen WI-Bank und PIUS Invest. Anders als ursprünglich geplant, ließ sich eine Versorgung mit Erdwärme wegen eines nahegelegenen Trinkwasserschutzgebietes nicht realisieren. Nun wird eine Luftwärmepumpe mit Gastherme für Wärme sorgen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach übernimmt künftig bis zu 35% des gesamten Strombedarfs. Zudem speist sie eine Stromtankstelle für den Gabelstapler. Das gesamte Gebäude erhält LED-Leuchten mit Präsenzmeldern, die gegenüber herkömmlichen Leuchtmitteln bis zu 80% weniger Strom benötigen. Der Umzug ist für Dezember 2018 geplant.

Zu seinen Motiven, moderne Energieeffizienztechnik einzusetzen, erläutert Mathias Leilich: „Wir haben als Unternehmen auch den Auftrag, uns den Anforderungen der Umwelt und dem Klimawandel zu stellen. Wir können es den nachfolgenden Generationen nicht zumuten, mit knappen Ressourcen zu aasen. Ich bin daher auch dankbar, dass wir mit den Investitionsbeihilfen unseren CO2-Fußabdruck schneller verkleinern können.“

30 Prozent Zuschuss für Digitalisierung und Energieeffizienz
Die KZWO GmbH erhält 30% als nicht rückzahlbaren Zuschuss für die Digitalisierung der Produktion, der Photovoltaikanlage und der Stromtankstelle. Die WI-Bank finanziert mit einem Innovationskredit 70% dieser Kosten. Die Baukosten finanzieren zum Teil KfW und WI-Bank mit zinsgünstigen Darlehen.

„Alleine hätte die KZWO GmbH diese Summe auf dem Kapitalmarkt nicht erhalten. Aber durch die Zusagen der WI-Bank, der KfW und durch PIUS Invest konnten wir eine solide Mischfinanzierung aufstellen. Das sichert unserem Unternehmen das weitere Wachstum, erhält und schafft Arbeitsplätze. Vor allem aber produzieren wir künftig mit einem vernünftigen Ressourceneinsatz“, resümiert Mathias Leilich.

 

 

Beratungsförderung
Die Beratung der KZWO GmbH wurde durch Hessen-PIUS über das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert.

Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand
Die Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand lotst Unternehmen zu Förderangeboten, die exakt auf ihre betriebliche Situation zugeschnitten sind. Sie unterstützt sie bei der Suche nach den richtigen Energieberatern für ihr Unternehmen. Die Gemeinschafts-initiative der Hessischen Landesregierung, der Wirtschaft und der Arbeitnehmervertretungen ist unabhängig und vertreibt und bewirbt keine Produkte. Mit der Projektdurchführung ist die RKW Hessen GmbH beauftragt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.efre.hessen.de oder www.energieeffizienz-hessen.de

Info-Hotline: 0 61 96 / 97 02-70
E-Mail: energieberatung@rkw-hessen.de